”Natürlich.” entgegnete er auf die Frage, ob Rotkäppchen jetzt ihr Spitzname bleiben würde. Es passte nicht nur wegen ihren Rotbraunen Haaren, sondern auch, weil er sie sich perfekt mit einem roten Umhang und einem weit ausgestellten Kleid vorstellen konnte. Sie würde fabelhaft in einem Rockabilly Outfit aussehen und für einen Moment versuchte er sich vorzustellen, wie sie mit Haarband, Tolle und mit einem Kleid mit Punkten und Pettycoat aussehen würde. Allerdings riss sie ihn aus seinen Gedanken, als sie dieses leise “Hey” von sich gab und – schon wieder! - auf ihrer Lippe knabberte. Wollte sie ihn in den Wahnsinn treiben? Das hatte sie heute Morgen schon dauernd gemacht und er war fast ausgeflippt. ”Sehr gut, du würdest aber auch mit Blutspritzern und so Zeug fantastisch aussehen.” gab er zurück, ehe er sie auf sein Board stellte. ”Irgendwann ist immer das erste Mal, also nur keine Panik, das Teil beißt dich nicht und es schmeißt dich auch nicht runter. Außerdem halt ich dich fest, vertrau mir mal.” er liebte das. Diese Unsicherheit an ihr und diese Panik davor neue Dinge zu probieren. Auch wenn er sie nicht kannte, wusste er das ganz sicher: sie hatte Angst vor Neuem. Also würde er ihr davon eine Menge zeigen, ob sie wollte oder nicht, so wie mit dem Skateboard.
”Nein, hast du nicht. Also außer du sagst wirklich nein, dann zwing ich dich natürlich nicht. Aber ich verschlepp dich nicht und dir wird gefallen, was wir machen.” früher oder später zumindest und je nachdem, wie sie mit so manchen Dingen die da noch kommen würden, umgehen konnte. Aber sie war Ärztin, sie wühlte in Gedärmen, spielte in Blut rum und wurde angekotzt, also würde sie nicht so empfindlich sein wie sie aussah. ”Schmerzen passen, hab brav die Pillen geschluckt, die meine Ärztin mir verschrieben hat.” und dann fiel ihm die Rechnung ein. ”Fuck. Warte hier, nicht weglaufen.” er stoppte mit ihr und hob sie wieder vom Skateboard, damit sie damit nicht irgendwie weiterrollte oder sich noch ein Bein brach. Cas sprintete zurück zum Krankenhaus und zur Anmeldung, bezahlte seine Rechnung und hechtete wieder zurück zu Juliette, auch wenn das Spektakel länger gedauert hatte als gewollt.
”Sorry, musste die Rechnung noch bezahlen. Ich mag keine Schulden.” erklärte er ihr und lächelte sie das erste Mal an. Kein Grinsen, kein Schmunzeln, einfach nur ein liebevolles und aufrichtiges Lächeln. ”Nu geht’s aber los.” ja eigentlich war das der Plan... dann entdeckte er George auf dem Parkplatz und instant kochte die Wut in ihm hoch. ”Vertraust du mir?” wollte er wissen und sah die Ärztin direkt an. Und so spontan, wie sie “Ja” sagte, musste er kurz lachen. Kurzerhand stellte er sie wieder auf das Skateboard, stellte seinen Fuß zwischen ihre und legte seinen Arm um sie, ehe er Schwung holte und das Brett sich schwungvoll in Bewegung setzte. Er balancierte nicht nur seinen Körper aus, sondern auch ihren, was daran lag, dass er das schon immer machte. Die Schwestern und Freundinnen seiner Kumpels liebten es, wenn er sie mitnahm und so hatte er das mit den Jahren fast perfekt trainiert.
Als sie am Parkplatz ankamen und bei George landete, bremste Casper direkt vor ihm. ”Hey, Wichser.” sprach er ihn an und blieb hinter Juliette stehen, legte seine Arme um ihren Bauch und sein Kinn auf ihre Schulter. ”Du schuldest meinem Mädchen eine Entschuldigung.” ”Warum sollte ich?” gab er nur zurück und Cas hob eine Augenbraue hoch. ”Weil ich das sage.” und noch bevor George antworten konnte, löste sich Cas von Juliette, so dass er in voller Größe hinter ihr stand, auch wenn sie durch das Skateboard auf dem sie stand, größer war als ohne. ”Wenn du dich nicht entschuldigst, haben wir ein Problem. Respekt sollte was Normales sein, gerade als möchtegern Krankenschwester. Hast du nicht gelernt? Hast du ein Problem damit, dass sie nein zu einem Schlappschwanz wie dir sagt? Oder ist dein Schwanz so klein, dass du ihn einfach nur mit Beleidigungen meinungsstabilen Frauen gegenüber kompensierst? Du bist auch einer von denen, die ohne Profilbild auf Hills Nexus Hatekommentare abgeben, weil du keine Freunde hast oder?” George sah ihn einfach nur mit einer Mischung aus WTF und Langeweile an. ”Letzt Chance...” seine Hand glitt langsam an Juliettes Bauch auf und ab, in sanften Streicheleinheiten, als würde er sich selbst versuchen zu beruhigen. Und irgendwie tat er genau das. Wenn George sich nicht entschuldige, würde ihm die Hutschnur platzen, was in diesem Fall hieß, dass er morgen die Kündigung auf dem Tisch hatte, weil Cas ihm leider nicht die Nase brechen durfte.
