[Juliette Butterfield]

Ein Gähnen versteckte sich hinter der vorgehaltener Hand als Juliette sich um sah. Casper und sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie sich auf dem Gründerplatz treffen würden - dieser war nicht besonders groß, aber Juliette hatte dennoch das Gefühl an der falschen Ecke zu stehen. Nach ihrer Schicht war sie mit einigen Kollegen direkt hier her gelaufen, aber hatte sich dann von der Gruppe abgekapselt, weil sie lieber auf Casper warten wollte. Sie sah nochmal auf ihr Handy und dann wieder in die Umgebung - immer noch keine Reaktion von Casper. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er es vergessen hatte. Schließlich war es seine Idee gewesen - Juliette hatte nur ja gesagt, weil einige Kollegen schon gefragt hatten und es somit gut für ihre Beziehung wäre. Oder eher für die Glaubwürdigkeit. Immer wieder musste sie Menschen ausweichen. Wie konnte man schon so voll sein um die Uhrzeit? Aber das musste sie sich nicht fragen, die Schicht war die reinste Hölle gewesen. Weswegen Juliette noch unwohler fühlte. Das hatte nichts mehr mit feiern zutun. Aber sie machte es mit - es gehörte zu der Kleinstadt, solche Feste mitzunehmen.

[Casper Higgs]

Casper wühlte sich durch die Menge und war maximal genervt davon zu spät zu kommen. Aber er hatte einen Grund und hoffte, dass genau dieser Grund Juliette ein bisschen besänftige. Nicht, dass sie ihm eine Szene machen würde, das würde ihn sogar freuen, weil sie dann mal aus sich herauskommen würde, aber man konnte ihr Emotionen meist am Gesicht ansehen und Wut sollte nicht das sein, was sie trug. Oder Enttäuschung, die wäre noch schlimmer gewesen. Als er also endlich auf dem Gründerplatz ankam und sich umsah, brauchte er einen Moment, bis er Juliette entdeckte. Er flitzte zu ihr herüber und versichtete darauf, ihr von hinten die Augen zu zu halten, weil sie sonst wohl an einem Herzinfarkt gestorben wäre. Casper blieb vor Juliette stehen und lächelte sie sofort an. Irgendwie machte sie das mit ihm, wenn er sie sah, musste er lächeln, auch wenn er nicht wollte. "Hey, Prinzessin. Sorry, dass ich zu spät bin, aber ich habe einen Grund!", begrüßte er sie und gab ihr zuerst einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann hob er die kleine weiße Tüte hoch und fischte daraus einen Haarreif mit einer grünen Schleife. Er strahlte Juliette fast schon an, wenn man bedachte, wie Casper sonst guckte. Er setzte Juliette den Haarreif vorsichtig auf den Kopf und sein Herz schlug sofort schneller. "Fuck, bist du süß...", sagte er so ernst, weil er es auch so meinte. Er leckte sich kurz über die Lippen, räusperte sich und griff erneut in die Tüte. "Partnerlook kommt doch bestimmt gut für die Tratschweiber." Casper zerknüllte die Tüte und stopfte sie in sejne Jackentasche, ehe er sich eine Fliege um den Hals band, die genauso aussah wie die Schleife an Juliette Haarreif.

[Juliette Butterfield]

Sie lächelte sanft als sie Casper in der Menge sah und noch mehr als er vor ihr stand. "Es ist alles gut... Ich dachte nur, dass irgendwas passiert wäre" nahm sie seine Entschuldigung an. Es war ja wirklich nichts passiert und zu warten machte Juliette nichts aus. Sie schloss kurz die Augen, als er sie auf die Stirn küsste. Sie versuchte das rot werden zu verhindern. Schließlich sollte es normal wirken. Natürlich. "Oh! Der ist aber niedlich" meinte sie und ließ sich den Haarreifen ordentlich setzen - auch wenn sie ihn nochmal ordentlich schieben musste. "Die Parade von den Dudelsäcken hast du leider passt. Aber es war ganz nett" sagte sie, als die zwei die ersten Schritte gingen. Sie zögerte für ein Moment und ringte mit sich selbst, aber griff dann doch nach Caspers Hand. Schließlich machten Paare das. "Was hast du bis heute so gemacht? Hat sich der Streit mit deinem Vater gelegt?" fragte Juliette. Seit Casper nicht einfach irgendwas von seinem Vater unterschrieben hatte vor ein paar Tagen (am 12.), sondern eine Anwältin drüber schauen lassen hatte und die sich etwas mit Stewart angelegt hatte, hing der Haussegen im Hause Higgs noch schiefer als so vor.

[Casper Higgs]

"Oh nein, nicht die Dudelsack." Casper zog einen gespielten Schmollmund und grinste dann. "Solange es nur nett war und nicht mega geil, ist es nur halb so schlimm." Als Juliette ihre Hand in seine schob, lächelte er sofort wieder und verwob seine Finger mit ihren. Dass er automatisch anfing mit dem Daumen über ihren Handrücken zu streicheln, bekam er bewusst gar nicht mit. "Clary regelt das schon, solange rede ich nicht mit ihm und er nicht mit mir", antwortete er auf ihre Frage und zuckte mit den Schultern. "Und mir wird niemals etwas passieren. Okay? Ich verspreche dir, dass ich immer auf mich aufpassen werde und es das einzige Mal, dass was passiert ist, als wir uns kennengelernt haben. War alles geplant, damit ich dich wunderbares Wesen finden kann." Casper wippte leicht mit den Augenbrauen und drückte sanft ihre Hand. "Wo möchtest du hin?"

[Juliette Butterfield]

Sie warf ihm ein schiefen Blick zu, weil selbst Juliette diesen Sarkasmus raushörte. Sie zuckte nur mit den Schultern. "Es war okay - für jemand ohne Wissen, aber ich habe kein Bezug dazu und kann es nicht wirklich beurteilen." sagte sie noch zum Dudelsack-Auftritt. "Ich weiß nicht, ob das gut für eure Beziehung ist? Vielleicht wäre es gut, wenn du ein Schritt auf ihn zu machst? Es würde von Größe zeigen." sagte sie. Zu Clary sagte sie erstmal nichts. Er hatte sie als gute Freundin aus L.A. vorgestellt gehabt, als er von der Sache erzählt hatte. Und das Thema nicht weiter vertieft. Auch nicht, was sie in der Stadt machte. Sie wusste, dass er es nur süß meinte, aber es war nicht witzig. "So ein penetrierendes abdominales Trauma ist nicht spaßig. Es hätte auch nicht so gut ausgehen können." tadelte sie ihn dann noch bisschen. "Und man macht darüber keine Witze. Die Notaufnahme ist sowieso heute schon überfüllt. Wir wurden auch alle darum gebeten nichts zu trinken und immer bereit zu sein." fügte sie hinzu. "Ich würde gerne irgendwas essen. Ein Bagel oder so" beantwortete sie ihm die Frage

[Casper Higgs]

Casper sah Juliette einen Moment an und schnaubte dann. "Oh, ich soll Größe zeigen? Nachdem er sich benimmt wie ein Wichser? Klar, wieso nicht. Ich geh nachher gleich hin und krieche ihm in den Arsch." Dass er Juliette nicht gesagt hatte, was in dem Vertrag von Stewart stand, war seine Schuld, dass sie aber einfach auf Stewarts Seite war, kotzte ihn an, auch wenn sie vermutlich nur das Beste für beide wollte, weil sie eben so war. Bei ihren nächsten Worten ließ er ihre Hand los und suchte sich eine Kippe aus seinen Taschen und steckte sie sich an. "Gut", meinte er und steuerte das kleine Café von Miranda Blake an, die tatsächlich die besten Bagel im Umkreis von einhundert Meilen machte. Casper passte zwar den ganzen Weg auf, dass niemand Juliette zu nahe kam oder sie anrämpelte oder sowas, aber er sah sie nicht wirklich an, damit sie nicht sah, wie enttäuscht er von ihr war. Als sie ankamen, trat er die Kippe aus und öffnete die Tür, damit Juliette eintreten konnte.

[Juliette Butterfield]

Innerlich seufzte sie, so hatte sie es gar nicht gemeint. Sie wollte etwas sagen, aber wusste nicht was, weil sie nicht wollte, dass es noch mehr eskalierte. Sie folgte Casper erst einmal bis zu dem Laden, bevor sie aber in den Laden trat sah sie zu Casper. Sie schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Cas, ich meinte nicht, dass du deinem Vater... wie hast du gesagt? In den Hintern kriechen sollst. Das meinte ich auch nicht. Ein Schritt auf ihn zugehen. Ihn fragen, ob ein Vertrag wirklich nötig ist oder ob ihr das nicht als Familie klären könnt? Willen zeigen, dass es auch anders geht. Nach Kompromissen. Es geht doch auch nicht nur um die aktuelle Situation, sondern um alles. Das die Aktion von ihm, dass ganze noch als Vertrag aufzusetzen nicht fein ist bestreite ich nicht. Vor allem weil du schon Schritte gezeigt hast, dass du nicht einfach so aus Barton Hills verschwindest oder anderen Mist baust. Und das somit der Vertrag unnötig ist und du ein Vertrauensbonus von ihm verdient hast. Darum ging es mir. Nicht das du einfach alles unterschreiben sollst. Es gut, dass du das nicht tust. Weniger gut ist es, dass man sowas in einer Familie machen muss." sagte sie und lächelte vorsichtig. Sie gab nicht Casper die Schuld. Dafür kannte sie die Familie und die Umstände zu wenig. Sie wusste, dass Stewart Casper in Los Angeles aus der Scheiße gezogen hatte - was die Scheiße genau war wusste sie nicht, aber wahrscheinlich nicht einfach nur ein Diebstahl im Supermarkt und versuchte Casper in Barton Hills ein ordentliches Leben aufzudrücken. Deswegen die Fake-Beziehung.

[Casper Higgs]

Allein diese kleine Geste mit ihrer Haarsträhne, über die sie ganz sicher nicht nachgedacht hatte, machte ihn wahnsinnig, weil er direkt ruhiger wurde und nicht mehr so angepisst war über das, was sie gesagt hatte. Dass sie ihn dann auch noch Cas nannte, brachte ihn beinahe um. Wieso musste dieses Weib so verdammt niedlich sein? Er seufzte kurz, als sie zuende geredet hatte und sah in die Menschenmenge, ehe er Juliette wieder ansah. "Es war nicht meine Idee das es innerhalb der Familie einen Vertrag geben muss, ich wollte das nie. Ich bin nett soweit es mir möglich ist, ich baue keinen Mist, ich beleidige Candy kaum noch und ich hab sogar mit ihr scheiß Blumen für den Vorgarten gekauft. Es liegt nicht an mir, Juliette, diesmal nicht. Er tut es, weil er alles kontrollieren muss, weil er seine Macht braucht, um irgendetwas zu kompensieren, was ihm wohl nie gegeben wurde." Er schüttelte den Kopf uns fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. "Ich will nicht darüber reden, nicht hier und jetzt. Wir wollten Spaß haben und unter Menschen sein, es reicht schon, dass ich weiß, dass du lieber im Krankenhaus wärst als bei mir, also lass uns einfach was essen und gut." Dass er damit zugab, dass es ihn verletzte, wenn sie nicht bei ihm sein wollte, war ihm nicht bewusst. Aber so war es schon seit ein paar Tagen. Wenn sie nicht konnte war es okay, weil sie ein eigenes Leben hatte. Aber wenn sie lieber etwas anderes machte als bei Casper zu sein beziehungsweise mit ihm zusammen, dann tat das seit neuestem auf eine ätzende Art weh, die er nie beabsichtigt hatte.

[Juliette Butterfield]

Juliette presste die Lippen zusammen und fühlte sich ein bisschen klein unter Caspers intensivem Blick. Es war, als hätten ihre Worte mehr ausgelöst, als sie beabsichtigt hatte, und jetzt stand er da mit diesem verletzten Ausdruck, den sie so selten bei ihm sah. Der Gedanke, ihm irgendwie wehgetan zu haben, nagte an ihr, auch wenn sie doch nur versucht hatte, ihm beizustehen.
Sie atmete tief durch und zwang sich, nicht einfach zurück in die Menschenmenge zu flüchten – oder doch ins Krankenhaus, wo sie sich viel sicherer fühlte. Sie konnte in einem Raum voller verletzter und blutender Menschen die Ruhe bewahren, aber mit Casper zusammen zu sein? Das war eine ganz andere Herausforderung. "Hey," sagte sie leise und legte vorsichtig ihre Hand auf seinen Arm. "Ich wollte das hier wirklich nicht verderben, Cas. Ich... ich mag es, hier mit dir zu sein. Menschenmengen sind einfach nicht so mein Ding. Und diese angespannten Situationen bei euch in der Familie auch nicht – das ist doch nicht der Sinn einer Familie." Sie strich mit ihren Fingern unbewusst über seinen Arm. "Ich freu mich wirklich, dass wir uns sehen. Seit der Übernachtung war es plötzlich nicht mehr so anstrengend, Zeit mit ihm zu verbringen, und manchmal ertappte sie sich sogar bei der Vorfreude, ihn wiederzusehen. "Und das mit deinem Vater... ich weiß, dass das alles kompliziert ist." Sie hielt kurz inne und beobachtete, wie sich sein Kiefer anspannte. "Ich wollte nie sagen, dass du die Schuld trägst," beendete sie dann sanft und ließ die Diskussion fallen.

[Casper Higgs]

Es war, als würde die Welt um sie herum einfach stehenbleiben. In dem Moment, in dem Juliettes Hand seinen Arm berührte, wurden die Stimmen um sie herum etwas leiser, die Welt drehte sich langsamer und sein Herz schlug schneller. Sie zog ihn magisch an und vermutlich war sie sich dessen gar nicht bewusst, was es nur noch schlimmer machte. Er durfte sie nicht zu sehr mögen und sich schon gar nicht an sie gewöhnen, den irgendwann würde sie gehen und er würde alleine zurück bleiben. Und den Schmerz würde er nicht ertragen. Casper kannte sich gut genug, um zu wissen, was für sein Herz und seine verrottete Seele ging und was nicht. Und Juliette zu sehr zu mögen und dann zu verlieren war nichts, was er verkraften würde. Vermutlich war er deswegen immer Mal wieder so ätzend zu ihr. Reiner Selbstschutz.

Casper hörte ihr zu und wieder nannte sie ihn Cas, was sein Herz schwer seufzen ließ. Er sah sie die ganze Zeit an und als sie seinen Vater erwähnte, verspannte er sich automatisch. Sie hatte ja keine Ahnung... aber wie sollte sie auch? Er erzählte ihr ja nichts. Casper hob seine Hand und legte sie vorsichtig an ihre Wange. Sein Daumen streichelte über ihre weiche Haut und dann beugte er sich zu ihr runter und setzte einen zarten Kuss gegen ihre Stirn, der länger andauerte als sonst. Als er sich wieder löste und sie ansah, atmete er einmal tief durch. "So schade, dass ich dich nicht küssen darf. Komm, wir holen dir Essen." Casper zog Juliette sanft an der Hand mit sich in das kleine Café das nur halb so voll war wie erwartet. Er schob sie vor sich in die Schlange und legte seine Arme um ihren Bauch und sein Kinn auf ihre Schulter. "Welchen Bagel willst du? Und was drauf? Und möchtest du auch was trinken?", wollte er wissen und rieb mit der Nasenspitze sanft über ihre Kieferlinie. Er liebte wie sie roch. So süß, so blumig, so unschuldig und ehrlich. Für Außenstehende sahen sie vermutlich aus wie ein frisch verliebtes Paar und das sollten sie auch. Dass er sich so wohl mit ihrem Körper an seinem fühlte, sollte eigentlich nicht so sein. "Und wenn du nicht hier sein möchtest, können wir auch gehen. Niemand zwingt dich hier zu sein. Niemals."