16.07.2023 14:57
Dass Juliette jetzt die war, die hier ihn beruhigte, war nicht das, was er geplant hatte und auch nicht das, was sich gehörte. Frauen beschützten Männer nicht. Traurig, aber wahr, dass er so erzogen worden war. Wie oft ihm sein Vater eingebläut hatte, dass er ein Mann war und kein Weichei, dass er sich nicht so anstellen und sich zusammenreißen sollte. Selbst, als er sich damals, so mit 8 oder , das erste Mal das Bein gebrochen hatte, weil er mit seinem Skateboard nicht ganz im Einklang war, hatte er nicht weinen dürfen, obwohl er noch ein Kind gewesen war. Trotzdem ließ er sie machen und hörte ihr zu. "Das Leben ist kein Regenbogen, Rotkäppchen. Er gewinnt, wann immer er will." So war es immer und so würde es immer sein. Männer wie Stewart Higgs gewannen eben immer, ganz egal was man machte oder auch nicht machte. So war das Leben der Reichen und Schönen und Casper hatte sich daran gewöhnt. Schon vor sehr langer Zeit. Cas nahm ihre Hand wieder in seine. "Ich bring dich nach Hause. Und dann steckst du deine Nase in eins deiner unzähligen Bücher, damit du eine tolle Internistin wirst."
Als Juliette dann nicht einfach nur nickte, danke sagte und ihm eine Szene machte, war irgendwie zu erwarten – sie war eine Frau. Was hatte er denn erwartet? Casper sah sie also einfach nur an und hob dann eine Augenbraue nach oben."Sei froh, dass es Vertrag gibt, Juliette." mehr sagte er nicht. Er ging einfach langsam los, vergrub die Hände in den Hosentaschen und kickte einen kleinen Stein vor sich her. Sie konnte wirklich froh sein, dass er so still war. Denn das, was da drin los gewesen war, war auch noch ruhig. Konnte sie ja nur nicht wissen - und das war auch gut so. Aber sie würde ihm vermutlich sowieso nicht glauben oder es nicht für so schlimm halten, wie es war. Vielleicht sollte er ihr doch mal von Los Angeles erzählen oder noch besser: Sie dort mit hinnehmen, damit sie mal sehen konnte, wo er sich rumgetrieben hatte und mit welchen Leuten. Reichtum hin oder her. Aber anstatt seine Warnung zu nutzen, um die Klappe zu halten, machte Juliette ihn nur noch wütender als er sowieso schon war. War sie lebensmüde oder so? Casper sah kurz zu ihr runter, ehe er stehen blieb. "Oh, jetzt brauch ich einen Job und eine eigene Bude? Und ich darf dafür dein Vitamin B benutzen? Wie großzügig von dir." Er machte einen abfälligen Knicks. "Meine Mom ist High Society Immobilienmaklerin, wir haben mehr Häuser und Wohnungen als nötig ist. Anlagen und so ein Scheiß. Ist also nicht so, dass ich nicht irgendwo was hätte. Aber ja, gehört zu Deal dazu, damit Daddy den bösen, bösen Sohn beobachten kann. Glaubst ich find das geil bei meinem Alten zu leben?" Cas schüttelte den Kopf. "Ich bin ein Arschloch, Juli, überleg dir die Scheiße lieber noch mal, noch kannste wegrennen." Sollte sie auch dringend und vor allem sollte sie dringend den Mund halten, bevor er sich wirklich vergaß und auch vor ihr keinen Halt machte. Sie war zwar eine Ausnahme, aber auch Ausnahmen hatten ihre Grenzen.
Als Juliette dann nicht einfach nur nickte, danke sagte und ihm eine Szene machte, war irgendwie zu erwarten – sie war eine Frau. Was hatte er denn erwartet? Casper sah sie also einfach nur an und hob dann eine Augenbraue nach oben.